Exkurs: Bun­des­teil­ha­be-Gesetz (BTHG)

Die 2006 von der UNO-Gene­ral­ver­samm­lung ver­ab­schie­de­te und 2008 in Kraft getre­te­ne UN-Behin­der­ten­rechts­kon­ven­ti­on (BRK) ist 2009 durch die Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land rati­fi­ziert wor­den und ent­wi­ckelt somit Rechts­wirk­sam­keit auch für Deutsch­land. Das Bun­des­teil­ha­be­ge­setzt (BTHG) wur­de am 29.12.2016 mit Gel­tung ab dem 30.12.2016 als inner­staat­li­che Kon­kre­ti­sie­rung der UN-Behin­der­ten­rechts­kon­ven­ti­on vom Bun­des­tag ver­ab­schie­det und soll bis zum 01.01.2023 in vier wei­te­ren Stu­fen voll­stän­dig in Kraft getre­ten sein. Das BTHG ist kein Leis­tungs­ge­setz und ent­fal­tet somit kei­nen unmit­tel­ba­ren Rechts­an­spruch für die Bür­ger, son­dern ändert bestehen­de Geset­ze, beson­ders SGB IX und SGB XII. Es schafft somit kei­ne neu­en Rech­te für Men­schen mit Behin­de­run­gen und von Behin­de­rung bedroh­ter Men­schen, lei­tet aber zu einem „Para­dig­men­wech­sel von bevor­mun­den­der Für­sor­ge zu einer inklu­si­ven Gesell­schaft“, um ihnen „vol­le, wirk­sa­me und gleich­be­rech­tig­te Teil­ha­be am Leben in der Gesell­schaft“ zu ermög­li­chen. Über die Ver­än­de­rung von Rah­men­be­din­gun­gen soll die Inklu­si­on, die Teil­ha­be am gesell­schaft­li­chen Leben für Men­schen mit Behin­de­rung bes­ser gelin­gen. Ein mög­lichst selbst­be­stimm­tes Leben und Teil­ha­be am gesell­schaft­li­chen Leben sowie Chan­cen­gleich­heit sol­len durch das Gesetz gestärkt, Bar­rie­ren sol­len redu­ziert wer­den, um eine inklu­si­ve Gesell­schaft in allen Tei­len zu för­dern. Die Umset­zung die­ses Vor­ha­bens hat zum 01.04.2017 begon­nen und soll in Stu­fen zum 01.01.2023 abge­schlos­sen sein.

Die Ver­än­de­run­gen im Bun­des­teil­ha­be­ge­setz (BTHG) und den Pfle­ge­stär­kungs­ge­set­zen II und III (PSG II und III) befin­den sich, mit ers­ten Ände­run­gen zum 01.01.2017 aktu­ell in der schritt­wei­sen Umset­zung. Die Leis­tun­gen der Ein­glie­de­rungs­hil­fe wer­den aus der Sozi­al­hil­fe (SGB XII) her­aus­ge­löst und in stark ver­än­der­ter Form in das SGB IX über­führt.. Die Rege­lun­gen der Zustän­dig­keit zur Ein­glie­de­rungs­hil­fe wer­den teil­wei­se aus dem SGB XII über­nom­men und ergänzt. Es erge­ben sich im Regel­fall aus­schlie­ßen­de Zustän­dig­kei­ten, wel­che für die Leis­tungs­emp­fän­ger eine zügi­ge Rege­lung der Belan­ge sicher­stel­len sol­len. Ist kei­ne aus­schließ­li­che Zustän­dig­keit fest­zu­stel­len, son­dern kom­men Leis­tun­gen meh­re­rer Leis­tungs­trä­ger in Betracht, ist ein Teil­ha­be­plan zu erstel­len. Die­ser wird in Zusam­men­wir­kung aller betei­lig­ten Reha­bi­li­ta­ti­ons­trä­ger, des Leis­tungs­be­rech­tig­ten und, falls es um Leis­tun­gen für Men­schen mit Schwer­be­hin­de­rung geht, auch in Zusam­men­ar­beit mit dem Inte­gra­ti­ons­amt erstellt. Lt. BTHG kann hier­zu eine Teil­ha­be­kon­fe­renz statt­fin­den.
„Eben­so wur­den durch das BTHG die ehe­ma­li­gen Leis­tun­gen zur Teil­ha­be am Leben in der Gemein­schaft als Leis­tun­gen zur Sozia­len Teil­ha­be defi­niert und neu struk­tu­riert. Leis­tun­gen zur Sozia­len Teil­ha­be sind gegen­über den ande­ren Leis­tungs­grup­pen nach­ran­gig. Sie wer­den nur dann erbracht, wenn sie nicht bereits als Leis­tun­gen ande­rer Leis­tungs­grup­pen (§ 5 Nr.1–4 SGB IX) nach den Kapi­teln 9 bis 12 SGB IX erbracht wer­den. Wel­che Leis­tun­gen zur Sozia­len Teil­ha­be ins­be­son­de­re in Betracht kom­men, ergibt sich aus § 76 Abs.2 SGB IX und wird in §§ 77 ff. SGB IX wei­ter kon­kre­ti­siert. Mit dem BTHG hat es inner­halb des offe­nen Leis­tungs­ka­ta­logs eini­ge Ände­run­gen gege­ben. So gehö­ren die Hil­fen zum selbst­be­stimm­ten Leben in betreu­ten Wohn­ein­rich­tun­gen (§ 55 Abs. 2 Nr. 6 SGB IX) sowie die Hil­fen zur Teil­ha­be am gemein­schaft­li­chen und kul­tu­rel­len Leben (§§ 55 Abs. 2 Nr. 7, 58 SGB IX) nach den Ände­run­gen durch das BTHG nicht mehr aus­drück­lich zum Leis­tungs­ka­ta­log, son­dern gehen in den ande­ren auf­ge­führ­ten Leis­tun­gen auf oder wer­den künf­tig dem Lebens­un­ter­halt zuge­ord­net.

2006
Die UNO-Gene­ral­ver­samm­lung ver­ab­schie­de­te die UN-Behin­der­ten­rech­tx­kon­ven­ti­on (BRK).
2008
Die UN-Behin­der­ten­rechts­kon­ven­ti­on (BRK) tritt in Kraft.
2009
Die Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land (BRD) rati­fi­ziert die UN-Behin­der­ten­rechts­kon­ven­ti­on (BRK). Somit ent­wi­ckelt die­se Rechts­wirk­sam­keit auch für Deutsch­land.
29.12.2016
Das Bun­des­teil­ha­be­ge­setzt (BTHG) wur­de am 29.12.2016, mit Gel­tung ab dem 30.12.2016, als inner­staat­li­che Kon­kre­ti­sie­rung der UN-Behin­der­ten­rechts­kon­ven­ti­on (BRK) vom Bun­des­tag ver­ab­schie­det und soll bis zum 01.01.2023 in vier wei­te­ren Stu­fen voll­stän­dig in Kraft getre­ten sein.
01.01.2017
Beginn der Umset­zung
01.01.2018
Gem. Art. 12 BTHG ist die zwei­te Reform­stu­fe in Kraft getre­ten und ändert das SGB IX. Ein­glie­de­rungs­hil­fen sol­len sich künf­tig nicht mehr am Für­sor­ge­sys­tem ori­en­tie­ren, son­dern zu einem „moder­nen Teil­ha­be­recht“ wei­ter­ent­wi­ckelt wer­den.
01.01.2020/2022
Das neue Recht der Ein­glie­de­rungs­hil­fe tritt voll­stän­dig als Teil 2 des SGB IX in Kraft, das 6. Kapi­tel des SGB XII und die Ein­glie­de­rungs­hil­fe­ver­ord­nung tre­ten außer Kraft. Die Ein­glie­de­rungs­hil­fe ist nicht mehr Sozi­al­hil­fe, zustän­dig wer­den die neu zu bil­den­den Trä­ger der Ein­glie­de­rungs­hil­fe. In der Ein­glie­de­rungs­hil­fe ent­fällt der Begriff „sta­tio­nä­re Ein­rich­tung“.
01.01.2023
Die Neu­re­ge­lung des leis­tungs­be­rech­tig­ten Per­so­nen­krei­ses soll, vor­be­halt­lich eines noch dazu zu erlas­sen­den Bun­des­ge­set­zes und nach Abschluss von Modell­pro­jek­ten, in Kraft tre­ten.

-Fort­set­zung folgt-