Führung & Macht
Eine Einrichtung der Sozialen Arbeit ist eine hierarchische Organisation — mal mehr, mal weniger. Und das ist gut so! Aber gerade weil es sich um eine Einrichtung der Sozialwirtschaft handelt, die ganz besondere Dienstleistungen am Menschen erbringt und dafür ganz besondere MitarbeiterInnen benötigt, sollte man von ihrer Hierachie und ihren Führungskräften außergewöhnliche Führungsqualitäten erwarten können. (Das dies zumindest nicht durchgängig der Fall ist, wird an dieser Stelle nicht behandelt.)
Führung ist immer ein asymmetrisches Verhältnis, welches durch ein Gefälle von Verantwortung und (Gestaltungs-)Macht gekennzeichnet ist. Diese Überlegenheit des Vorgesetzten setzt wünschenswerterweise einen besonders überlegten Umgang mit seinen “Untergebenen” voraus.
Organisationen sind, je komplexer desto stärker, durch Arbeitsteilung gekennzeichnet. Im Rahmen der Arbeitssteuerung wird die Arbeit segmentiert, verteilt, überprüft und die Arbietsergebnisse an bestimmten Stellen wieder zusammenführt. Idealerweise ergibt sich an dieser Stelle ein Ozeanriese, der zur einen Hälfte in Rostock, zur anderen in Warnemünde gefertigt wurde und nun zusammengeschweißt ein komplexes Ganzes ohne Nähte ergibt.
In Organisationen begegnen sich Menschen unterschiedlichster Art, mit unterschiedlichsten fachlichen und persönlichen Fähigkeiten & Fertigkeiten, Stärken & Schwächgen und unterschiedlichster Motivationslage. Es prallen Interessen und Animositäten aufeinander, die es neben der eigentlichen Arbeit auch noch zu managen gilt (Der bekannte 20/80-Eisberg.).
Nun ist es nicht allein die Aufgabe der Hierarchie, diese zwischenmenschlichen Dynamiken zu steuern, sondern auch die der MitarbeiterInnen. Nichts desto trotz sollte sich der Mächtige immer besonders reflektiert die Frage stellen, warum er wie handelt. Geht es um die Erfüllung einer Sachaufgabe? Geht es um die Disziplinierung eines sperrigen Mitarbeiters? Geht es um eigene Befindlichkeiten, die es zu Lasten anderer zu reguieren gilt? Könnte nicht auch dieser Mitarbeiter recht haben? Was sagt mein Handeln über mich aus? Welche Auswirkung hat mein Handeln auf unbeteiligte, beobachtende Dritte und auf meinen Gesamtkosmos “Organisation”?
Sicherlich haben alle Toleranz und Nachsicht ihre Grenzen, insbesondere, wenn Störungen langfristig nicht zu beseitigen sind, chronifizieren und zu Schäden im System führen. Dennoch sollte jede Aktion auf einer grundlegenden Analyse der Situation, der Handlungsfolgen und Handlungsalternativen basieren. Es sollte immer die Frage nach dem geringsten geeigneten Mittel und der Verhältnismäßigkeit der Mittel gestellt werden. Ist mein angestrebtes Ziel mit geringeren als dem gewählten Mittel zu erreichen? Stehen die gewählten Mittel im Verhältnis zu dem von mir angestrebten Ziel? Sicherlich sollte sich zwangsläufig auch die Frage nach unerwünschten Nebenwirkungen, nach nicht einkalkulierten oder nicht einkalkulierbaren Wirkungen gestellt werden. Grundsätzlich stellt sich die Frage, ob ein Kampf wirklich erforderlich ist und ob er überhaupt zu gewinnen ist. Was ist schon ein Sieg, wenn ich die Schlacht verliere!
Führung ist, wie Maelicke sagt, ein gemeinsames Lernen von Führer und zu Führendem. Und das wäre gut so!
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