Ver­hand­lungs­füh­rung: Ent­gel­te in der Jugend­hil­fe

Ver­hand­lungs­füh­rung bei der Ver­ein­ba­rung von Ent­gel­ten scheint in der Ver­gan­gen­heit ein ver­nach­läs­sig­tes The­ma zu sein. Soweit es sich um sta­tio­nä­re Ein­rich­tun­gen han­delt, mag dies vor dem Hin­ter­grund der Mög­lich­kei­ten nach §§ 78 a und f SGB VIII ver­nach­läs­sig­bar gewe­sen sein. In Zei­ten sich auf­lö­sen­der Rah­men­ver­trä­ge und beson­ders bei Diens­ten, die aus­schließ­lich ambu­lan­te Dienst­leis­tun­gen in der Jugend­hil­fe anbie­ten und daher nicht “unter dem Schutz” einer Schieds­stel­le ste­hen, scheint eine tak­ti­sche Ver­hand­lung­füh­rung zuneh­mend von Bedeu­tung zu sein.

Was bedeu­tet tak­ti­sche Ver­hand­lungs­füh­rung?

Bei tak­ti­scher Ver­hand­lungs­füh­rung han­delt es sich um eine Hal­tung zur Ver­hand­lung und Ihren Ver­hand­lungs­part­nern, die es Ihnen ermög­licht, vor­be­rei­tet und über­legt ver­schie­de­nen Hand­lungs­op­tio­nen im Ver­hand­lungs­ver­lauf zu zie­hen. Ziel ist, Ihre Inter­es­sen mög­lichst part­ner­schaft­lich durch­zu­set­zen, ohne dabei sich selbst und Ihrer Ein­rich­tung, aber auch nicht Ihre Ver­hand­lungs­part­ner­schaft zu schä­di­gen. Ein Sieg kann sich leicht als Phyr­rus-Sieg ent­pup­pen.

Grund­sätz­lich gilt es, fol­gen­des zu beach­ten:

Sie soll­ten wis­sen, wie Ihre Optio­nen, wo Ihre Gren­zen und wo Ihre Mög­lich­kei­ten in der Ver­hand­lung als auch in Bezug auf die Ergeb­nis­se sind. Dies setzt eine gewis­sen Ein­ar­bei­tung in die The­ma­tik und Vor­be­rei­tung auf die Ver­hand­lun­gen vor­aus.

Auch wenn Sie nach § 78a SGB VIII die Mög­lich­keit haben, eine Schieds­stel­le nach § 78g SGB VIII anzu­ru­fen, soll­te eine kon­sens­ori­en­tier­te Gesprächs­füh­rung obers­ten Stel­len­wert haben. Immer­hin erwar­tet § 4 SGB VIII eine part­ner­schaft­li­che Zusam­men­ar­beit zum Woh­le jun­ger Men­schen und ihrer Fami­li­en. Selbst wenn Sie den Ein­druck gewin­nen soll­ten, dass Ihr Ver­hand­lungs­part­ner die­sen Grund­satz vor­über­ge­hend aus dem Blick ver­liert, soll­ten Sie kon­sens­ori­en­tiert blei­ben, um nicht Ihre Ver­hand­lungs­po­si­ti­on durch den Ver­lust von Sou­ve­rä­ni­tät zu schwä­chen.